Der Verband Deutscher Ergotherapie- Schulen (VDES) stellt sich vor
Wer sind wir?
Der VDES ist der Interessenverband deutscher Ergotherapie-Schulen, vertreten durch ihre Schul- und Ausbildungsleiterinnen. Derzeit sind 122 Schulen für Ergotherapie von insgesamt 180 Schulen im Verband organisiert. Jährlich finden an wechselnden Orten zwei Mitgliederversammlungen statt. Im Rahmen dieser Zusammenkünfte stehen an einem zweiten Tag stets berufspolitische oder fachwissenschaftliche Vorträge auf der Tagesordnung.
Beispielhaft ist hier die Auseinandersetzung mit Akademisierungsmodellen, Professionalisierungstheorien oder Unterrichtskonzeptionen zu nennen. Der Vorstand besteht aus 5, in 4jährigen Turnus, gewählte Schulleiterinnen. Zurzeit ist der Vorsitzende Herr Joachim Rottenecker, Schulleiter der Ergotherapie Schule, Wannsee Schule e.V., Berlin.
Basis der Zusammenarbeit im VDES ist ein gemeinsamer Wertekanon, für dessen Kern die Aussagen stehen:
Kooperation statt Konkurrenz, Respekt und Vertrauen im Austausch und in der Zusammenarbeit der Ausbildungsstätten,
Demokratische Entscheidungsstrukturen im Verbandsleben,
Verantwortung für unser Handlungsfeld unter Anerkennung der Council of Occupational Therapists for the European Countries (COTEC)-Ethik
Wo kommen wir her?
Der VDES wurde 1995 gegründet. Er hat sich entwickelt aus der Ständigen Konferenz der Schul- und Ausbildungsleiterinnen, die 1963 ins Leben gerufen wurde und bis 1994 bestand. In ihrer Gründungszeit gehörten der „Ständigen Konferenz“ alle 6 damals existierenden Schulen an. Sie war gleichzeitig das erste berufspolitische Gremium, das sich mit Fragen von Ausbildung beschäftigte.
Sie sah ihre Aufgabe darin, die Ergotherapie Ausbildung zu entwickeln und eine Vergleichbarkeit der Ausbildungen innerhalb Deutschlands herzustellen. In einem ersten Arbeitsabschnitt wurden empfehlende Curricula entwickelt und neuen Schulen zur Verfügung gestellt. Da inzwischen die Zahl der Schulen und damit einhergehend die Zahl der Mitglieder in der „Ständigen Konferenz“ schnell gestiegen war rückte die Qualitätssicherung der Ausbildung mehr und mehr in den Mittelpunkt. Aus dieser Situation heraus entschloss sich die „Ständige Konferenz“ in Zusammenarbeit mit dem Verband der Deutschen Ergotherapeuten eine sogenannte Schulkommission zu gründen.
Ziel dieser Kommission war es, Schulen nach entwickelten Standards zu überprüfen und Empfehlungen zur Verbesserung der Ausbildung zu geben. Gleichzeitig verstand sich das Gremium als Ansprechpartner und Gestaltungspartner für die Aufsichtsbehörden und dem Gesetzgeber. Die „Ständige Konferenz“ war daher maßgeblich beteiligt an der Diskussion um das erste Bundesgesetz und der Ausbildungs- und Prüfungsordnung (1977). Im Verlauf der Jahre wurde die Notwendigkeit einer Neugestaltung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung deutlich. Es gelang Vertretern der „Ständigen Konferenz“ einen Projektauftrag des Bundesministeriums zu erhalten, einen Novellierungsvorschlag zu erarbeiten. Gleichzeitig wurden die Kontroversen innerhalb des Gremiums immer größer, Hauptauseinandersetzungspunkt war die Verbindlichkeit der Qualitätsstandards. Folge war die Auflösung des Gremiums.
Im Zuge der anstehenden Novellierung des Ausbildungs- und Prüfungsverordnung waren die Schulen jedoch gefordert, sich erneut ein politisches Sprachrohr zu schaffen. Daher kam es 1994 zur Gründung des Verbandes deutscher Ergotherapie Schulen (VDES). Von anfänglich acht Gründungsschulen schnell auf die heutige Größe gewachsen. Heute ist der VDES beim Deutschen Bundestag als Vertretung der Ergotherapie Schulen akkreditiert.
Was leisten wir?
Der VDES versteht sich als Vereinigung von Fachleuten, zuständig für und kompetent in allen Fragen der Ergotherapie-Ausbildung. Dazu gehören neben den inhaltlichen Aspekten vor allem auch die Strukturen und Prozesse der Ausbildung. Der VDES unterstützt seine Mitglieder in ihrem Bestreben nach Qualitätssicherung und Verbesserung der Ausbildung. Er erstellt curriculare Handreichungen und Empfehlungen und berät in didaktischen Fragen sowie in Fragen der Ausbildungs- und Prüfungsorganisation.
Er schafft eine Vernetzung der Mitgliedsschulen und fördert Forschungsprojekte und Arbeitsgruppen, die der Gestaltung und Entwicklung der Ergotherapie-Ausbildung dienen. Im Austausch mit allen Beteiligten übernehmen die Mitgliedsschulen damit auch Verantwortung für die Berufspraxis. Als relative neue Entwicklung intensivieren sich die Kontakte mit den anderen Therapieberufen im Sinne einer interprofessionellen Zusammenarbeit. So finden inzwischen gemeinsame Vorstandssitzungen mit den Vertretern des Bundesverbandes Deutscher Logopädie Schulen (BDSL) und Verbandes Leitender Lehrkräfte in der Physiotherapie (VLL) statt.
Diese Zusammenarbeit ergibt sich nicht zuletzt aus der Notwendigkeit, Antworten auf gemeinsame Problemstellungen im Zuge der Professionalisierungs und Akademisierungsprozesse der Therapieberufe zu finden. Ein bewusstes Zeichen verstärkter Zusammenarbeit ist die Herausgabe dieser Zeitschrift als gemeinsames Projekt von BDSL und VDES.
Welches Ziel verfolgen wir?
Ziel aller Aktivitäten ist eine qualitativ hochwertige Ausbildung auf vergleichbarem Niveau. Eine solche Ausbildung ist geprägt durch folgende Kennzeichen:
Alle gesetzlichen Regelungen sind vollständig erfüllt.
Aktuelle Theorien, Erkenntnisse und Berufsentwicklungen werden im Curriculum berücksichtigt.
Innovative Lehrmethoden werden unter Beachtung von Ergebnissen aus der Lernforschung eingesetzt.
Die Lehrenden haben Zugang zu den neuesten Erkenntnissen und nutzen diese für ihre Lehrtätigkeit.
Die Ausstattung entspricht den Anforderungen an eine moderne Ausbildung.
Verantwortungsbewusstes Engagement von Lehrenden und Lernenden in Ausbildung und Gesellschaft wird gefördert.
Lehrende und Lernende gehen partnerschaftlich miteinander um.
Fort- und Weiterbildung werden gefördert.
Im Ergebnis verfügen unsere Lernenden über Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen, die es ihnen ermöglichen, in einer komplexen Berufspraxis kompetent und verantwortungsvoll zu handeln. Sie sind zum selbstgesteuerten und lebenslangen Lernen fähig und können in verschiedenen Kontexten eigenes Verhalten und berufliches Handeln reflektieren und evaluieren.
Auf der Grundlage eines demokratischen Grundverständnisses übernehmen sie Verantwortung in der und für die Gesellschaft und sind in der Lage, Entwicklungen im Beruf und im Gesundheitswesen mit zu gestalten bzw. auf Veränderungen zu reagieren. Sie sind fähig, mit Klienten einen verständnisorientierten und interkulturellen Dialog zu führen, berufliches Handeln sowohl disziplinär als auch interdisziplinär zu begründen und führen ihre Interventionen zielgerichtet, effektiv und klientenzentriert durch.
Mit der Verwirklichung unserer Ziele wollen wir zu einer guten und zielgerichteten Gesundheitsversorgung im Interesse der Klienten beitragen und die Zukunft unseres Berufes und seiner Ausbildung sichern und gestalten. In diesem Sinne sind wir gemeinsam gesundheitspolitisch engagiert und vertreten unsere Ziele aktiv in der Berufs- und Gesundheitspolitik.
Uns ist bewusst, dass diese ambitionierte Zielstellung auch die bisherigen Ausbildungsstrukturen kritisch hinterfragt. Die traditionelle Berufsfachschulausbildung gerät immer stärker unter den Druck europäischer Ausbildungsnormen. Beispielhaft sei die Bachelor Diskussion und der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR und DQR) genannt. Diese neuen Herausforderungen erfordern auch neue Zielüberlegung mit Blick auf die Stärken und Schwächen unserer Ausbildungen. Es gilt sich den Transformationsprozessen zu stellen und sich aktiv in die Diskussion einzubringen.
Martina Tola
Vorsitzende des VDES